Temporäre Flüchtlingsunterkunft Düsseldorf

Menschen für Menschen – so könnt ihr Flüchtlingen helfen

bloggerfuerfluechtlingeInzwischen hat wohl jeder in Deutschland oder in Europa mitbekommen, dass aktuell viele Flüchtlinge auf der Suche nach einer ruhigen Zuflucht unter größten Strapazen und oft auch unter Lebensgefahr in sichere Länder zu gelangen versuchen. Diejenigen, denen das gelingt, erwartet oft eine weitere Odyssee – ob sie nun von Land zu Land geschoben oder von einer Erstaufnahmestelle in die nächste Flüchtlingsunterkunft gebracht werden.

Ich stelle mir immer vor, wie schlimm diese Situation für Menschen sein muss, die unter traumatischen Umständen (über-)leben, fliehen und vielleicht erneut überleben mussten. Die ihre gewohnte Umgebung verlassen mussten, nirgendwo zu Hause sind, keinen Halt haben, keine wirkliche Sicherheit, keine Ruhe, keinen inneren Frieden. Und nicht zuletzt, weil auch wir Deutschen immer wieder trotz der Gräueltaten, die im Namen unseres Volkes begangen wurden, unverhofft die Hilfe anderer Länder erhalten haben, sollten wir hier nicht die Augen verschließen. Jeder „echte“ Deutsche, jeder mitfühlende Mensch, jeder, dem klar ist, wie viel Glück wir haben, kann diese Situation, die unsere stattlichen Stellen oft leider vollkommen überfordert, nicht ignorieren, gar gewalttätig auf sie reagieren und Menschen in Not seine Hilfe verweigern.

So, das war mein Wort zum Sonntag – auch wenn der nächste noch ein paar Tage auf sich warten lässt. Über die aktuellen An- und Übergriffe auf Vertriebene und deren Unterkünfte lasse ich mich an dieser Stelle besser nicht aus, sonst schreibe ich ein Buch. Was ich mit dieser Textexplosion eigentlich sagen wollte: Macht euch schlau und helft den Menschen, helft euren neuen Nachbarn! Worte sind gut, aber aktuell sind in Deutschland Taten gefragt. Eure und meine Taten. Ich habe in den letzten Monaten mit vielen Menschen über die Lage der Flüchtlinge gesprochen, viele wollten sehr gerne helfen, wussten allerdings oft nicht genau, wie sie das am besten tun konnten. Deshalb habe ich hier ein paar Hinweise zusammengestellt.

Düsseldorf – in Teilen auch auf andere Städte anwendbar
Köln
Ruhrgebietsstädte
Mönchengladbach und Viersen
Hamburg
Berlin
Deutschland

Düsseldorf – in Teilen auch auf andere Städte anwendbar
In Düsseldorf hat unsere großartige Flüchtlingsbeauftrage Miriam Koch mit ihrem ebenso großartigen (hauptsächlich ehrenamtlichen) Team die Website Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf erstellt. Dort finden hilfsbereite Bürger viele Möglichkeiten, wie sie ihre neuen Nachbarn unterstützen können.

Bei einer Informationsveranstaltung für potenzielle Helfer habe ich erfahren, dass die Hilfsbereitschaft der Düsseldorfer ungebrochen ist: beispielsweise gibt es Unterkünfte, in denen zwei Treppenhäuser mit Kleiderspenden zugestellt sind, die aktuell nicht sortiert oder rausgegeben werden können, weil der Bedarf nicht besteht (z.B. weil Sommersachen oder Herrenkleidung benötigt werden, es sich aber Wintersachen oder Damenbekleidung handelt). Daher bitten die meisten Unterkünfte gezielt um Spenden, wenn sie etwas Bestimmtes, etwa Herrenhosen in kleinen Größen, benötigen.

Düsseldorfer – und in anderen Städten dürfte das kaum anders sein – beobachten also am besten die Seiten der Flüchtlingsbeauftragten oder der Hilfsdienste wie Deutsches Rotes Kreuz, Caritas, Johanniter und so weiter. Oft entsteht Bedarf kurzfristig, da Flüchtlinge aus Erstaufnahmestellen in andere Unterkünfte verlegt werden und neue Bewohner einziehen.

Ihr könnt natürlich auch direkt bei Unterkünften in eurer Nähe anfragen, aber denkt daran, dass die Mitarbeiter vor lauter Arbeit vermutlich gerade auch nicht wissen, woher sie die Zeit für die Organisation nehmen sollen. Daher ist es sinnvoll, zumindest im ersten Schritt auf das Internet auszuweichen.

Auch bei Zeitspenden, also freiwillige Arbeit, könnt ihr vor Ort anfragen. Oft werden Helfer für die Kleiderkammern, Deutschunterricht, Lotsen (Arzt- und Ämterbegleiter), Betreuer von Malstunden und vor allem Übersetzer gesucht. Sprachen wie Arabisch, Russisch, Georgisch, Afghanisch oder Persisch sind in Deutschland eben keine „gängigen“ Sprachen, und Übersetzer sind, auch wenn sie neben der benötigten Sprache kein Deutsch, sondern nur Englisch sprechen, herzlich willkommen.

Temporäre Flüchtlingsunterkunft DüsseldorfDie meisten Unterkünfte sind aber auch für Vorschläge von eurer Seite offen. Fußball- oder Volleyballspiele, Spielgruppen, Sonntagscafé, Stadtführungen, Strickunterricht… eurer Fantasie sind erst mal keine Grenzen gesetzt und nichts muss regelmäßig stattfinden. Alles kann helfen, denn die Bewohner sind in der Regel den ganzen Tag in den Unterkünften und haben kaum Abwechslung oder Ablenkung. Auch Sportvereine können sich hier ganz einfach engagieren.

Inzwischen gibt es bei der Stadt Düsseldorf ein Online-Formular, bei dem Interessierte besondere Kenntnisse, ihrem gewünschten Einsatz-Stadtteil und weiteres angeben und direkt absenden können.

Außerdem wird immer Wohnraum unterschiedlichster Größe für die aus ihrer Heimat Vertriebenen gesucht. Wenn ihr darüber nachdenkt, eine Wohnung oder ein Haus an Flüchtlinge zu vermieten, findet ihr bei der Stadt Düsseldorf erste Informationen.

Ausflüge oder andere Unternehmungen sollten übrigens nicht mit ausgewählten Einzelpersonen oder Kleinstgruppen gemacht werden, da das oft Neid unter den Bewohnern auslöst. Am sinnvollsten ist es, eine Teilnehmerliste auszuhängen und die ersten Anmeldungen zu berücksichtigen. Ihr solltet auch nicht von unserem „deutschen“ Verständnis von Pünktlichkeit ausgehen und eine halbe Stunde Wartezeit kalkulieren, bis alle Angemeldeten da sind. Wenn nicht alle erscheinen, unterstützen euch die Helfer vor Ort dabei, spontan Interessierte zu finden, die ihr statt dessen mitnehmen könnt. Bei hoher Fluktuation der Bewohner ist es darüber hinaus sinnvoll, Unternehmungen höchstens einen maximal zwei Tage vorher anzukündigen, da die Angemeldeten sonst vielleicht schon nicht mehr in der Unterkunft wohnen.

In den Erstaufnahmestellen können Ehrenamtliche übrigens nicht erwarten, dauerhafte und enge Kontakte zu schließen. Die dort untergebrachten Flüchtlinge sind wie erwähnt oft nur kurze Zeit da und dann von einem Tag auf den anderen weg. Das sollte aber niemanden abhalten, gerade hier den neuen Nachbarn zu zeigen, dass sie in der Stadt und in Deutschland willkommen sind.

Köln
Auch in Köln gibt es online bereits viele Informationen für Menschen, die Wohnraum zur Verfügung stellen können oder anderweitig helfen oder spenden möchten.
Auf der Seite von Willkommenskultur Köln findet ihr eine Übersicht an Dingen oder auch Helfern, die aktuell benötigt werden. Ihr könnt dort außerdem eure eigenen Angebote einstellen. Zusätzlich gibt es einen Terminkalender mit relevanten Veranstaltungen.

Die Initiative Neue Nachbarn des Erzbistums Köln ist auf Facebook zu finden. Und auch in Köln koordiniert unter anderem das Deutsche Rote Kreuz Sachspenden und Freiwilligenarbeit für die Neuankömmlinge.

Ruhrgebietsstädte
KleiderhaufenIn Essen hat die Initiative Willkommen in Essen ein Warenhaus in der Noterstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber im Opti Gewerbepark aufgebaut. Auf der Website könnt ihr sehen, welche Spenden aktuell benötigt und ob Helfer gesucht werden.
Die Stadt Essen verweist in erster Linie auf die jeweiligen Einrichtungen, bietet sich aber als Gesprächspartner für generelle Anfragen an.
Auf der Seite der Caritas gibt es Informationen, wo ihr helfen könnt und welche Sachspenden gerade benötigt werden.

In Bochum findet ihr auf der Seite der neuen Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe aktuelle Spendengesuche und ein Kontaktformular für ehrenamtliche Arbeit und Sachspenden. Medizinisches Personal kann sich bei der medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum engagieren. Auch deren Arbeitsgemeinschaft freut sich über (nicht-)medizinische Unterstützung.

Mit Dortmunder Flüchtlinge gibt es in Dortmund eine Website, auf der Interessierte schnell und einfach ihr Hilfsangebot an die koordinierenden Vereine senden können. Die Stadt Dortmund wiederum bietet eine Übersicht der Organisationen, die Freiwillige kontaktieren können.

In Oberhausen können sich Freiwillige an die Flüchtlingshilfe Oberhausen wenden.

Mönchengladbach und Viersen
Ein Karate-Verein in Mönchengladbach hat ein Bewegungs-Projekt für Kinder der Flüchtlingsunterkunft an der Aachener Straße initiiert und bietet sich zusätzlich als Anlaufstelle für alle an, die nicht wissen, wie sie helfen können.  Bei Asyl in Mönchengladbach könnt ihr eure Hilfsangebote eintragen.

Im Kreis Viersen hilft die Online-Suche im Freiwilligen-Bereich der Diakonie dabei, Hilfsgesuche ausfindig zu machen. Der „Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich“ (ein etwas unglücklicher Name wie ich finde) veröffentlicht auf seiner Website aktuelle Spenden- und Wohnungsgesuche.

Hamburg
In Hamburg haben sich einige sehr starke Hilfsinitiativen gebildet. Unter anderem sortieren Freiwillige in den Messehallen (Kleider-)Spenden und bereiten Willkommenspakete vor.
Wer Flüchtlinge zu sich nach Hause zum Essen einladen möchte, kann sich bei der Organisation vom Welcome Dinner Hamburg helfen lassen.

Berlin
In Berlin haben sich verschiedene Anwohnerinitiativen gegründet. Etwa Wedding hilft, Pankow hilft und Mohabit hilft. Letztere engagiert sich übrigens stark am LaGeSo (Landesamt für Gesundheit und Soziales), an dem die Lage immer wieder kritisch wird.

Eine Übersicht weiterer lokaler Willkommensinitiativen findet ihr beim Flüchtlingsrat Berlin oder beim Netzwerk Flüchtlinge Berlin. Unter Medizin hilft Flüchtlingen haben sich hauptsächlich Ärzte organisiert, die aber ausdrücklich auch Unterstützung von Nicht-Medizinern suchen.

Deutschland
Das Blog Wie kann ich helfen? listet Initiativen und Projekte aus ganz Deutschland auf, die sich für Flüchtlinge engagieren. Die Übersicht wächst stetig weiter, ihr könnt auch selber etwas melden.

Mit ihrer Freiwilligensuche bietet die Caritas die Möglichkeit, Orte in Deutschland zu finden, in denen Helfer für Flüchtlinge gesucht werden.
Das DRK Landesverband Westfalen-Lippe e.V. hat eine Seite eingerichtet, auf der interessierte Helfer aus Westfalen ein Formular ausfüllen und direkt abschicken können.

Update 26.8.: Diese Übersicht wurde in der Gruppe #bloggerfuerfluechtlinge gepostet. Ich möchte sie euch gerne weiterreichen. Auf der Google-Karte könnt ihr sehen, bei welchen Organisationen und Initiativen in Deutschland ihr euch für Flüchtlinge engagieren könnt.

Auf der Seite von Flüchtlinge willkommen könnt ihr euer freies WG-Zimmer oder andere Räume und Wohnungen melden. Diese Informationen werden an die Behörden bei euch vor Ort weitergeleitet, die für die Vermittlung von Wohnraum zuständig sind. Entsprechend der Angaben, die ihr gemacht hat, wird euch ein passender neuer Mitbewohner vorgeschlagen. Diesen könnt ihr natürlich erst einmal kennen lernen – schließlich sollte die Chemie auf beiden Seiten passen. Nach einem Einzug unterstützen euch die Initiatoren übrigens gerne weiter.

Bei workeer können Flüchtlinge, die über eine Arbeitserlaubnis verfügen, Ausbildungsplätze oder Arbeitsstellen finden. Dazu muss natürlich auch ein entsprechendes Angebot an Stellen vorhanden sein. Wenn ihr also passende und fair bezahlte Stellen ausgeschrieben habt, könnt ihr sie dort kostenlos einstellen.

Die Initiative Blogger für Flüchtlinge möchte auf das Thema der Unterstützung für Flüchtlinge aufmerksam machen. Unter anderem schreiben viele Blogger die unterschiedlichsten Posts zu diesem Thema – so wie ich diesen. Es gibt zudem eine Aktion auf betterplace.org, bei der zu Spenden aufgerufen wird. Teile dieser Spenden wurden bisher an die Aktionen Flüchtlinge willkommen und Schenke Kindheit! Spende Spielgeräte für Flüchtlingskinder! weitergeleitet. Solltet ihr also auch finanziell helfen wollen, bietet sich hier eine gute Möglichkeit.

Übrigens: Als ich bei der Informationsveranstaltung der Erstaufnahmestelle bei mir um die Ecke war, erzählte uns die Organisatorin des Treffens, dass die Flüchtlinge sie erstaunt gefragt hätten, wieso diese Menschenmasse – übrigens fast nur (junge) Frauen, aber das nur als Randnotiz – vor dem Gebäude stehe. Sie habe ihnen erzählt, dass das Düsseldorfer seien, die dabei helfen wollten, ihnen unter anderem endlich eine funktionierende Kleiderkammer zu ermöglichen. Das habe sie sehr gefreut und sie könnten es kaum erwarten, dass wir mit der Kleiderkammer und den anderen Hilfsangeboten anfangen können. Ihr seht: Ganz simple Dinge können aktuell noch viel mehr bewirken, als sie es sowieso schon tun. Macht mit.

7 Gedanken zu “Menschen für Menschen – so könnt ihr Flüchtlingen helfen

  1. Sissi schreibt:

    Hallo, toller Artikel und trifft den Nagel auf den Kopf! Informieren, dann Handeln und Helfen.
    Liebe Grüße auch einer Ex-Mittelfränkin, Ex-Wienerin, Ex-Warschauerin, Neu-Düsseldorferin, die sich in Benrath für Flüchtlinge beim Spenden sammeln und Ausgabe engagiert.
    Poste deinen Brief doch bitte auf allen „Flüchtlinge Willkommen“ Seiten!

    Gefällt 1 Person

    • Futterqueen schreibt:

      Vielen Dank! Auch für deinen Einsatz.

      Ich denke, dass auf den entsprechenden Seiten bereits Angebote für alle, die daran interessiert sind, zu helfen, enthalten. Vermutlich auch genau auf die jeweilige Stadt oder Region abgestimmt. Meine Übersicht ist eher für diejenigen gedacht, die diese Seiten nach nicht gefunden haben 😉 Aber das sollte niemanden daran hindern, ihn dort zu teilen, wo er passend erscheint.

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