re:publica 2014 Johnny Haeusler

re:publica 2014: Internet, Nerds und Genuss – Teil 1

re:publica 2014 Station BerlinDie diesjährige re:publica liegt bereits eine Weile zurück. Inzwischen haben Blogger und Journalisten vermutlich bereits alles dazu geschrieben, was man dazu schreiben kann. Das ist der Grund, warum ich nichts über Diskussionsrunden, Speaker oder Sessions schreibe. Aber es gibt noch etwas anderes, das ebenfalls ein wichtiger Teil der re:publica ist: Essen und Trinken. Und das nicht nur wegen der Energieaufnahme, sondern auch als Grundlage für Wiedersehen, Netzwerken, Diskussionen, Spaß und Genuss.

Gemüsekebap in Kreuzberg
Berlin Kreuzberg Mustafas GemüsekebapBereits am Montagabend beginnt der Checkin. Eine gute Chance, um der Schlange am kommenden Tag zu entgehen und ein bisschen zu netzwerken. Doch nach dem Auftakt des „Klassentreffens“ kommt der Hunger. Auf meiner Foursquare ToDo-Liste steht der nicht weit entfernte Imbiss Mustafa’s Gemüsekebap. Dieser wird auch wärmstens von Berlinern und Berlin-Kennern vor Ort empfohlen und so machen wir uns mit einigen Teilnehmern auf den Weg.
Trotz oder wegen der späteren Stunde hat sich bereits eine etwa zehn Meter lange Schlange vor dem Imbisswagen gebildet. Wir sind trotzdem hoffnungsvoll, dass die drei Mitarbeiter uns recht schnell ein Kebap reichen werden. Glücklicherweise befindet sich direkt neben dem Wagen ein Kiosk, sodass die Getränkeversorgung gesichert ist. Bei einer über 50-minütigen Wartezeit, während der sich gut eine halbe Stunde nichts bewegt, ist das auch notwendig. Hätte ich das eher gewusst, hätte ich irgendwo eine Currywurst oder Pizza gekauft.

Wenn das Fleisch noch nicht so weit ist, wäre es bestimmt sinnvoller, zumindest einmal bei den nächsten Wartenden zu fragen, ob sie vielleicht nur Gemüsekebap haben möchten. Doch als wir dann endlich unseren Gemüsekebap in den Händen halten, ist die quälende Wartezeit (fast) vergessen. Ich bekomme „alles“, also gebratenes Gemüse, Salat, Sauce und Zwiebeln. Das Brot ist knusprig geröstet, nicht zu viel, nicht zu wenig, perfekt. Auch der Geschmack ist wunderbar: Das gebratene Gemüse ist wirklich toll, mein Favorit sind die Kartoffelecken, die einfach nur göttlich schmecken.

Ich weiß nicht, in welchem Öl das Gemüse gebraten wird und welche Gewürze sonst noch dazu kommen, aber die Mischung ist genau richtig. 2,50 € kostet die kleine Köstlichkeit, für Berliner Verhältnisse vermutlich schon hochpreisig, für Düsseldorfer dagegen ziemlich okay. Und ich gebe mich gerne der Illusion hin, dass ich dafür auch Gemüse von guter Qualität erhalten habe. Lecker war es auf jeden Fall.

Mir wurde jedoch gesagt, dass My Gemüse Döner in Düsseldorf Bilk ähnlich gute Kebaps hat. Nachdem ich schon anderthalb Jahre lang dort vorbeischauen möchte, es aber nie gemacht habe, wird es nun wohl endlich Zeit dafür. In Berlin soll Rüya Gemüsekebap etwa ebenso gut sein, wie der doch sehr gehypte Mustafa’s Gemüsekebap. Bei meinem nächsten Berlinbesuch werde ich also einen Abstecher nach Schöneberg machen.

Salumeria Culinario
Berlin Mitte Italiener Salumeria CulinarioEine liebgewonnene Tradition während der re:publica ist ein von einem Freund organisiertes Essen in der Salumeria Culinario in Mitte. Er lädt einige Leute ein und bestellt je nach Anzahl der Zusagen einen mehr oder weniger großen Tisch. Man trifft alte Freunde und lernt neue Leute kennen – es sollen sich auch schon Beziehungen aus diesem Treffen entwickelt haben. Im vergangenen Jahr habe ich dort Till kennengelernt, mit dem ich mir einige Gerichte teilte. Das haben wir in diesem Jahr als „Tellerfreunde“- Tradition fortgeführt. Wie auch im vergangenen Jahr gab es ein vegetarisches Gericht und eines mit Fleisch.

Ersteres überzeugt uns nicht vollkommen, auch wenn es grundsätzlich gut schmeckt. Ich meine, mich dunkel zu erinnern, dass das im vergangenen Jahr bei dem vegetarischen Gericht ebenso war. Jedenfalls sind die gefüllten Teigtaschen mit grünem und weißen Spargel und Parmesan kein Gericht, das ich vorbehaltlos empfehlen kann. Und mein Tellerfreund ebenfalls nicht.

Dafür prügeln wir uns beinah um das Filetto di Manzo al Gorgonzola – und da ich momentan versuche, wenig bis gar kein Fleisch zu esse, bedeutet das bei mir schon etwas. Das rosa gebratene Rinderfiletsteak für 18,50 € mit Gorgonzolasauce, frischem Spinat und Rosmarinkartoffeln war unglaublich zart und schmeckt wunderbar. Wir sind uns allerdings einig, dass wir uns über eine größere Portion gefreut hätten. Vielleicht müssen wir im nächsten Jahr doch wieder von getrennten Tellern essen.

Whisky Tasting
Whisky Tasting auf der re:publicaEines meiner persönlichen Highlights des re:publica-Rahmenprogramms ist das Guerilla Whisky Tasting des Deutschen Tasteup. Die Köpfe hinter dem Tasteup, Christian, Jay und Jens, konnten Ardbeg und Glenmorangie als Partner gewinnen. Deshalb muss niemand, wie sonst bei Tasteups auf Konferenzen und Barcamps üblich, seinen eigenen Whisky mitbringen.
Zu vorher nur grob festgelegten Zeiten wird über vier Tage an verschiedenen Orten auf dem re:publica-Gelände immer wieder ein anderer Whisky verkostet. Per Twitter teilen die drei etwa eine Viertelstunde vorher mit, wann es genau losgeht, welcher Whisky verkostet wird und wo der Treffpunkt ist.

Jeder Teilnehmer muss sein eigenes Nosing-Glas mitbringen. „Bezahlt“ wird mit einem Tweet, in dem man den Wunsch zur Teilnahme äußert und einem weiteren, in dem man den Whisky nach dem Schulsystem bewertet. Obwohl ich anfangs skeptisch bin, ob der Alkoholgenuss zwischendurch meine Aufmerksamkeit nicht beeinträchtigt, funktioniert ein kleiner Whisky – ohne Nachschenken – recht gut. Die früheren Tasting Termine schwänze ich dann aber doch lieber. Ab und zu bin ich auch in einem Vortrag oder verpasse den Infotweet, aber kann trotzdem einige sehr gute Whiskys verkosten.

Glenmorangie Tasting Berlin re:publicaAm Mittwochabend lädt Moët Hennessy einige whiskyaffine Blogger in die Bar im Einstein, Lebensstern, ein. In gediegener Atmosphäre können wir unter fachkundiger Anleitung vom Global Brand Ambassador des Unternehmens, Karen Fullerton, verschiedene Whiskys probieren. Wir beginnen beim Glenmorangie Original mit Geschmack von Pfirsich, Crème Brûlée und Vanille, einem weichen und angenehmen „Einsteigerwhisky“. Dann „arbeiten“ wir uns über Quinta Ruban, pfeffrig, würzig mit einem Hauch dunkler Schokolade und trotzdem angenehm weich, weiter vor. Nectar D’Or erinnert mich an frische Brioches.

Zwischendurch probieren wir den bisherigen Lasanta. Für mich der perfekte Herbstgeschmack: Rosinen, Aprikosen, getrocknete Pflaumen, Honig und Nuss, voller Geschmack. Zum Abschluss dürfen wir als einige der ersten Menschen in Deutschland den neuen, wie es im Marketingdeutsch so schön heißt „optimierten“, Lasanta probieren. Ich finde, dass er tatsächlich etwas runder, aber immer noch schön würzig schmeckt. Größere Unterschiede erkennen vermutlich nur die richtigen Whiskyprofis und Liebhaber dieses Whiskys. Ich jedenfalls mag beide Versionen des Lasanta.

Burger in der Brauerei
Im Anschluss an das Tasting fahren wir nach Wedding. Obwohl ich an jedem Glas nur genippt habe, um den Geschmack definieren zu können, freue ich mich auf etwas nachträgliche Grundlage. Die größeren Treffen #tassebier und Blog’n’Burger möchten wir uns nicht mehr aufsuchen.

Statt dessen treffen wir uns mit einigen anderen Bierfreunden in der Brauerei Vagabund, einer amerikanische Craft Beer Bar, die seit nicht einmal einem Jahr eine Lücke in der berlinerischen Bierversorgung schließt. Ich probiere das Imperial IPA und bin überrascht, wie gut das Bier schmeckt. Leider bin ich nicht in der Lage, weitere Biere zu trinken. Ich muss essen.

Berlin Brauerei Vagabund Bier Urstöffla Franken Kundmüller

Das Vagabund selber bietet kein Essen an, hat aber Partner, die liefern. Also bestellen wir uns schnell Burger in die Gaststube, bevor keine Bestellungen mehr möglich sind. Danach fühle ich mich wieder fitter und bestaune den Kühlschrank mit verschiedenen Bieren. Mein Blick bleibt an einer Flasche „Urstöffla“ hängen. Irgendwie verbinde ich das mit einer fränkischen Brauerei, in der wir in meiner Kindheit häufiger Urlaub gemacht haben und die ich zuletzt vor etwa 14 Jahren besucht habe – auch das erste Mal, dass ich dort Bier trinken konnte. Also greife ich die Flasche und tatsächlich: Das Bier stammt aus der Brauerei Kundmüller. Damit ist auch schon klar, was in meinem Koffer den Weg nach Düsseldorf antreten wird.

Übrigens können (Berliner) Bierfreunde die Brauerei Vagabund als Mitglieder der Community Supported Brewery (CSB) unterstützen. Im Gegenzug für einen Jahresbeitrag von 150 € (erstmalig 200 €) erhalten sie diverse Kleidungsstücke mit Logo-Aufdruck, ihr eigenes, graviertes Bierglas, Einladungen zu verschiedenen Veranstaltungen und – besonders wichtig – monatlich zwei Füllungen für ihr Bierglas gratis.

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